Information zu neuen Instrumenten zur Steuerung der Liquidität bei Investmentfonds

(Liquiditätsmanagementtools)

Aufgrund einer Änderung des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) haben Kapitalverwaltungsgesellschaften die Möglichkeit, neue Instrumente zur Steuerung der Liquidität von Investmentfonds einzusetzen.

In besonders volatilen Börsenphasen sollen die Anleger durch den Einsatz dieser Instrumente besser geschützt und die systemischen Risiken des Kapitalmarkts reduziert werden. Investmentfonds sollen damit gezielter auf verstärkte Ausgabe- oder Rückgabeverlangen oder besondere Marktbedingungen reagieren können.

Kapitalverwaltungsgesellschaften können zukünftig entscheiden, ob sie zur Sicherung der Liquidität Rückgabefristen, Rücknahmebeschränkungen oder „Swing Pricing“ einsetzen. Diese Instrumente können sowohl für neu aufzulegende als auch für bestehende Fonds eingesetzt werden.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Instrumente:

a) Rückgabefrist

Die Anlagebedingungen eines Fonds können vorsehen, dass die Rückgabe von Anteilen, die unwiderruflich zu erklären ist, erst nach Ablauf einer Rückgabefrist erfolgt. Diese Rückgabefrist darf längstens einen Monat betragen. Bei Spezial-AIF (Alternative Investmentfonds, z.B. Immobilienfonds) kann eine längere Rückgabefrist vorgesehen werden.

Infolgedessen müssen Anleger berücksichtigen, dass sie bei einer Rückgabe ihrer Fondsanteile den Gegenwert nicht unverzüglich erhalten. Zusätzlich tragen die Anleger das Risiko von Wertschwankungen, d.h. die Rückgabe erfolgt möglicherweise zu einem Anteilswert, der deutlich geringer ist als zum Zeitpunkt, als der Anleger seine Rückgabeerklärung abgegeben hat. Denn maßgeblich für die Bemessung des Anteilswerts ist der Wert der Fondsanteile zu dem Zeitpunkt, an dem die Rückgabe tatsächlich erfolgt.

b) Rücknahmebeschränkung

Die Anlagebedingungen eines Fonds können vorsehen, dass die Kapitalverwaltungsgesellschaft die Rücknahme von Anteilen beschränken kann, wenn die Rückgabeverlangen der Anleger einen bestimmten Schwellenwert übersteigen. Eine derartige Beschränkung der Rücknahme darf längstens für 15 Arbeitstage gelten. Die Rücknahme von Anteilen darf beschränkt werden, wenn die Vermögensgegenstände des Fonds bei Erfüllung der Rückgabeverlangen nicht mehr im Interesse der Gesamtheit der Anleger angemessen liquidiert werden können. Über eine Beschränkung der Rücknahme von Anteilen sowie deren Aufhebung hat die Kapitalverwaltungsgesellschaft unverzüglich auf ihrer Internetseite zu informieren.

Insofern müssen Anleger berücksichtigen, dass die Rücknahme ihrer Anteile am Fonds möglicherweise nicht zum gewünschten Termin oder nur teilweise erfolgt. Überdies haben sie das Risiko zu tragen, dass die Rücknahme möglicherweise nur zu einem Anteilswert erfolgt, der – unter Umständen deutlich – unterhalb desjenigen Wertes liegt, den die Anteile zu dem Zeitpunkt aufwiesen, als der Anleger seine Rückgabeerklärung abgegeben hat.

Einzelheiten zu den jeweiligen Modalitäten der Rücknahmebeschränkungen enthält der Verkaufsprospekt des jeweiligen Fonds.

c) Möglichkeit des Swing Pricings

Die Anlagebedingungen eines Fonds können ein sogenanntes Swing Pricing vorsehen. Beim Swing Pricing kann die Kapitalverwaltungsgesellschaft die Transaktionskosten, die durch Rückgabe- oder Ausgabeverlangen entstehen, bei der Berechnung des Ausgabe- oder Rücknahmepreises berücksichtigen, so dass der Ausgabepreis um die Transaktionskosten erhöht wird bzw. der Rücknahmepreis entsprechend vermindert wird. Dadurch werden die gegenwärtig oder zukünftig investierten Fondsanleger nicht mit den Transaktionskosten belastet, sondern die Kosten verursachergerecht verteilt.

Geben Anleger Anteile zurück, werden beim Swing Pricing die Transaktionskosten vom Nettoinventarwert abgezogen und die Anteile zu einem geringeren Rücknahmepreis abgerechnet. Wenn Anleger Anteile erwerben wollen, werden die Transaktionskosten zum Nettoinventarwert addiert, so dass der Ausgabepreis etwas höher liegt als ohne Swing Pricing. 

Die Anlagebedingungen eines Fonds können ein vollständiges oder teilweises Swing Pricing vorsehen. Um ein vollständiges Swing Pricing handelt es sich, wenn diese Methode bei der Rücknahme und Ausgabe von Anteilen stets angewandt wird. Bei einem teilweisen Swing Pricing wird das Swing Pricing erst bei Überschreiten eines in den Anlagebedingungen festgelegten Schwellenwerts berücksichtigt.

Die Anlagebedingungen können auch Vorgaben enthalten, um wieviel Prozent der Nettoinventarwert durch ein Swing-Pricing maximal erhöht oder verringert werden kann.

d) Liquiditätsmanagementtools ausländischer Fonds

Auch ausländische Fonds können diese oder ähnliche Liquiditätsmanagementtools einsetzen. Einzelheiten hierzu enthalten die Verkaufsprospekte der Fonds.