Beitrag von Carsten Klude
Wenn die US-Wahlen bei uns in Deutschland stattfänden, wäre das Ergebnis wohl klar: Kamala Harris würde die Wahl gewinnen und neue US-Präsidentin werden. Denn Donald Trump kommt mit seiner Rhetorik und seiner Art, Politik zu machen, bei uns (und in vielen anderen Ländern) nicht an. Aber Politik ist kein Wunschkonzert, schon gar nicht, wenn die Entscheidungen woanders getroffen werden. Gerade für die exportabhängige deutsche Wirtschaft wäre eine Wiederwahl von Donald Trump eine schlechte Nachricht. Denn es gehört zu Trumps klar formulierten politischen Vorstellungen, den Amerikanern einerseits niedrige Steuern zu versprechen, die er andererseits durch höhere Zölle gegenfinanzieren will. So sagte er kürzlich, dass „Zoll“ das schönste Wort im Wörterbuch sei, abgesehen von „Glaube“ oder „Liebe“, und in diesem Glauben scheint er konsequent zu sein. Wir sollten daher sein Wahlkampfversprechen ernst nehmen, einen Pauschalzoll von 10 oder 20 Prozent auf alle in die USA importierten Güter zu erheben.
Die USA sind mit einem Exportvolumen von 157 Milliarden Euro im vergangenen Jahr unser wichtigstes Exportland, weit vor Frankreich, den Niederlanden und China . Die Einfuhren aus den USA beliefen sich 2023 auf 95 Mrd. Euro, sodass sich der Handelsbilanzüberschuss mit den Vereinigten Staaten auf mehr als 63 Mrd. Euro belief; dies entspricht 1,5 Prozent des (nominalen) deutschen Bruttoinlandsproduktes. Vom gesamten deutschen Handelsbilanzüberschuss mit den USA in Höhe von 63 Milliarden Euro entfallen allein 24 Milliarden Euro auf den Automobilsektor. Dies dürfte Trump ein besonderer Dorn im Auge sein, so dass die Einführung von Strafzöllen auf Autos aus unserer Sicht sehr wahrscheinlich ist was die Krise der deutschen Automobilindustrie weiter verschärfen dürfte. Es scheint, dass weder die deutsche Politik noch die deutschen Unternehmen auf ein solch apokalyptisches Szenario vorbereitet sind.
Auch in allen anderen Ländern, deren Wachstum stark vom Außenhandel mit den USA beeinflusst wird, dürften die US-Wahlen und ihr Ausgang mit Argusaugen beobachtet werden. Wie heißt es doch so schön: Mit dem Schlimmsten rechnen, auf das Beste hoffen. Nächste Woche wissen wir hoffentlich mehr.