Konjunktur & Strategie
8. September 2023

Sleepy DAX: Comeback nach der Sommerpause?

Beitrag von Carsten Klude

Der September ist traditionell der schwächste Börsenmonat. Seit 1980 weist dieser Monat mit knapp 60 Prozent die höchste Verlustwahrscheinlichkeit für den DAX auf. Gebremst wurde der DAX in den vergangenen Wochen einerseits durch schwache Konjunkturdaten, andererseits durch die Sorge vor anhaltend hohen Inflationsraten, die weitere Zinserhöhungen erforderlich machen könnten. Die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands ist jedoch kein hinreichender Grund für den deutschen Aktienmarkt schwarz zu sehen. Wer sich an die 90er Jahre erinnert, weiß, dass Deutschland auch damals ein Wachstumsproblem hatte und als „kranker Mann Europas“ bezeichnet wurde ­ genau wie heute. Dennoch konnte sich die Performance des DAX damals sehen lassen. Von Anfang 1995 bis Ende 1999 kletterte der DAX von gut 2.000 auf fast 7.000 Punkte ­ ein Wertzuwachs von 230 Prozent in nur fünf Jahren. 

Wichtiger als die deutschen Konjunkturdaten sind für den DAX, zumindest solange wie sich der konjunkturelle Abschwung nicht deutlich verschärft, die weitere Entwicklung der Inflation und die Aussichten für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Insgesamt befinden sich die Gewinnerwartungen für die kommenden 12 Monate weiterhin auf Rekordniveau, was für weitere Kursgewinne des DAX bis zum Jahresende spricht. Das auf diesen Prognosen basierende DAX-KGV von unter elf ist nicht nur im historischen Vergleich sehr günstig, sondern auch das niedrigste KGV in diesem Jahr. Zusammen mit der hohen erwarteten Dividendenrendite von 3,6 Prozent sprechen also auch die Bewertungsfaktoren des DAX nicht gegen weitere Kursgewinne ­ zumal die drei saisonal besten Börsenmonate Oktober, November und Dezember noch vor uns liegen. Unser DAX-Ziel von 17.000 Punkten zum Jahresende halten wir daher für erreichbar.

Anlegerinnen und Anleger, die sich für den DAX interessieren, sollten vor allem die Entwicklung an den US-Märkten im Auge behalten. Denn dort spielt die Musik und von dort kommen die entscheidenden Vorgaben für deutsche Aktien. Ein besonderes Risiko für die nächsten 12 bis 15 Monate sehen wir in der politischen Entwicklung. So würde eine Wiederwahl von Donald Trump wahrscheinlich zu einem neuen globalen Handelskrieg führen. Politische Unwägbarkeiten drohen aber nicht nur aus den USA, sondern auch aus Deutschland. Ob die Berliner Koalition aus SPD, Grünen und FDP die gesamte Legislaturperiode übersteht, ist angesichts der großen inhaltlichen Unterschiede zwischen den drei Koalitionären fraglich. Vorgezogene Bundestagswahlen könnten eine künftige Regierungsbildung zusätzlich erschweren und sich auch als Belastungsfaktor für den Aktienmarkt erweisen.

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